Maik Göpel
Kinderlieder & Chansons
zurück zu A-Z


Lassen Sie sich auch mich ein!?
(1985 - 2006)

01. Herzlich willkommen 02. Ich warte auf dich 03. Hoffnung 04. Der Fernseher 05. Langweilig war es mit dir noch nie 06. Und nun wirst du achtzehn 07. Exil 08. Mir gehen die Haare aus 09. Musiker können nicht tanzen 10. Was soll schon sein 11. Honecker-Lied 12. Inselsberg-Lied


01. Herzlich willkommen
(Musik und Text: Maik Göpel)

Unruhig schau ich auf die Uhr.
Gleich geht es los, was spiel ich nur?
Wie taucht das Publikum heut auf,
wütend oder schon gut drauf?
Genügt das, wenn nur einer singt,
reich ich Ihnen ungeschminkt?
Soll ich noch mal den Bart entfernen,
muss ich für Sie Englisch lernen?
Wollen Sie mich theatralisch,
lüstern, verschmitzt, animalisch,
angeheitert oder nüchtern,
doppeldeutig oder schüchtern,
oder albern wie ein Kind?
Schön, dass Sie gekommen sind!

Herzlich willkommen,
lassen Sie sich auf mich ein.
Ich will nur spielen,
Ihr Risiko ist klein.
Herzlich willkommen!

Haben Sie auf dem Weg hierher gestritten,
unter Zahnschmerzen gelitten,
schlief Ihre bessre Hälfte ein
und Sie fühlten sich allein?
Ist Ihr Fernseher kaputt,
oder kommt wieder nur Schutt,
war die Parkplatzsuche schwierig,
der Eintrittkassierer gierig?
Wohnen Sie vielleicht ganz nah
und sind mit dem Fahrrad da?
Hatten Sie noch eine Panne,
lag sie zu lange in der Wanne,
wollte er vielleicht zum Bier?
Na, Hauptsache Sie sind jetzt hier.

Herzlich willkommen,
ich werde für Sie tun was ich kann.
Es wird schon schief gehen.
Ich fange sofort an.
Herzlich willkommen!


02. Ich warte auf dich
(Musik und Text: Maik Göpel)

Heute Abend ins Theater gehen, das planen wir seit Wochen.
Für mich ist die letzte Stunde der Vorfreude angebrochen.
Die Karten liegen da, meine Fliege ist gebunden,
nur meine Frau hat sich noch immer nicht zu Hause eingefunden.
Ich rufe im Büro an, doch dort ist sie lange raus,
ihr  Handy in `nem Funkloch, oder Akku leer und aus.
Ach Schatz, wo bist du nur, du weißt ich sorge mich,
und ich warte und warte auf dich.

Es wird doch nichts passiert sein, doch da hör ich ihren Wagen,
Wir  können’s grad noch schaffen, höre ich mich sagen.
Wo warst du nur und  hast du mal auf deine Uhr gesehen?
„Ich war Schuhe kaufen, soll ich etwa barfuss gehen?“
Das will ich natürlich nicht und ich gebe auch gleich Ruhe,
Und darüber jetzt zu streiten, wäre ein anderes paar Schuhe.
Sie verschwindet in der Dusche und beeilt sich sicherlich,
und ich warte und warte auf dich.

Sie ruft: „gib mir noch fünf Minuten, ich mach mich für dich schön,
bring mir mal den Spiegel und halt mir mal den Föhn,
und schmier mir einen Toast, schminken geht bei mir ganz schnell,
welches Kleid soll ich denn anziehen? Nein, das Helle ist zu hell.
Das Schwarze ist so dunkel, außerdem macht es mich alt,
das Gepunktete macht dick und in dem Grünen wird mir kalt.“
mir fehlen längst die Worte, ich lächle unerschütterlich,
und ich warte und warte auf dich.

Sie fragt: „Dir ist es wohl egal, ob ich heut Abend friere
und wie ich dort rumlaufe und ob ich mich blamiere?“
Ich schüttle rasch den Kopf - Schatz, was machen wir denn nun?
Doch so viel sie auch probiert,  kein Kleid passt zu den neuen Schuh’n.
Also sucht sie eine Hose raus, die wird ihr sicher stehen,
sie muss nur noch mal kurz mit dem Bügeleisen drüber gehen.
Und wenn sie dann wieder kalt ist, dann passt sie hundertprozentig,
und ich warte und warte auf dich.

Sie sagt: „Von mir aus können wir gleich, wenn du nicht so hetzt,
nur noch mal kurz auf die Toilette, denn dort ist immer besetzt.“
Wie vorausschauend du sein kannst, mein rücksichtsvoller Schatz,
wenn du dich weiter so beeilst, bekommen wir noch `nen Parkplatz.
Der Nagellack trocknet ganz schnell, ich trag es wie ein Mann
und kratz’ schon mal die Scheibe frei und lass den Motor an,
War das ein Fehler, dass ich gerade jetzt von deiner Seite wich,
und ich warte und warte auf dich.

Geh ich noch mal rauf, dann friert die Scheibe wieder zu,
oder warte ich hier unten, was ich auch immer tu’-
ich bin hin und her gerissen, was machen und was lassen:
Abgasvergiftung, Kältetod, die Vorstellung verpassen?
Ich hetze wieder hoch, bleibe in der Türe stehen,
und hör: „Die  Haare halten nicht, soll ich als Vogelscheuche gehen?“
Das wäre mir jetzt auch schon fast egal, doch das sag ich lieber nich`
und ich warte und warte auf dich.

Wie kann ich das nur ändern, so war das schon immer,
und fang ich an zu nörgeln, dann wird es nur noch schlimmer.
Den Termin `ne Stunde vormogeln? Das klappte einmal seinerzeit,
dann war sie darauf eingestellt und stand noch später bereit.
Man könnte weiter subtrahieren, doch dann fängt irgendwann
rein rechnerisch die Spätvorstellung vor dem Frühstück an.
Außerdem gehört ’s  schon  fast dazu und mir fehlte sicherlich
das Warten und Warten auf dich.


03. Hoffnung
(Musik und Text: Maik Göpel)

Mit dem letzten Schnee taut Hoffnung auf,
ein neuer Rhythmus geht ins Ohr.
Ich freu mich auf den Sommer,
nehme mir hundert Dinge vor.

Die Erde kommt der Sonne nah,
in ihrem regelmäß’gen Lauf.
Die satte Wärme macht schön müde,
ich schiebe hundert Dinge auf.

Der Sommer kam und ging so schnell,
ein kühler Wind hat mich geweckt.
Hundert Pläne und einen Liegestuhl
habe ich im Haus versteckt.

Nächstes Jahr wird alles anders,
ich geb’s nicht auf, ich schaff sie doch,
die hundert Dinge und noch mehr,
nur
einen Sommer brauch ich noch.


04. Der Fernseher
(Musik und Text: Maik Göpel)

Mein Eheproblem ist mein Fernseher,
als notorischer Fernsehengernseher
hab ich den Sinn nicht für Lesen, Sport und Gespräche,
Musikhören, Sex oder Kinderpflege.
Meine Frau möchte wandern und baden mit mir,
weil sie das schöner findet,
was kann ich denn dafür?

Verlang ich etwa, mit mir den Film anzusehen,
von mir aus soll sie doch tanzen gehen.
Vorm Fernseher schläft sie immer gleich ein,
dann soll ich auch müde werden, das seh’ ich nicht ein.
Ich hab mein Vergnügen im Sessel beim Bier
und bin bis ein Uhr putzmunter,
was kann ich denn dafür?

Wir haben schließlich Gleichberechtigung,
sonst spricht sie doch auch immer davon.
Soll sie mich in Ruhe sehen lassen,
ich liebe das Fernsehen, und sie darf es hassen.
Sie hat diese Freiheit, was will sie noch mehr,
sie treibt’s auf die Spitze, wird zum Reaktionär!
Gestern Abend hat sie ihre Hüllen fallen lassen -
soll ich deshalb meinen Krimi verpassen?

Sie will mir beweisen, daß auch And’res erfreut.
Das auszuprobieren, dazu fehlt mir die Zeit.
Fast grenzenlos ist manchmal ihre Gier,
sie glaubt mich retten zu müssen,
was kann ich denn dafür?

Ich hab meine Not mit diesem Weibe,
sie wird fast hysterisch, sitz ich vor der Mattscheibe.
Dabei bildet das Fernsehen, das sollte sie wissen,
einen Standpunkt im Leben bekommt man nicht beim Küssen.
Das Fernsehen macht klüger, das weiß ich genau,
und sie schaut nicht hin,
so dumm ist meine Frau!


05. Langweilig war es mit dir noch nie
(Musik und Text: Maik Göpel)

Zusammengerauft 20 Jahre lang,
aus verschiedenen Richtungen zum selben Strang.
Nicht gesucht und doch gefunden,
verknallt und verliebt – miteinander verbunden.
Das ist gut gegangen, nein, manchmal auch nicht,
doch am Ende des Tunnels war immer ein Licht.
Kann’s nicht sagen in hochtrabender Poesie:
langweilig war es mit dir noch nie.

Mal Kriegsschauplatz und mal Paradies,
mal Moosweg, mal barfuss gehen auf spitzem Kies.
Ob Funkenflug oder Scherbenhaufen,
wir sind vor keinem Chaos davongelaufen.
Manchmal genervt - manchmal lustvoll gestöhnt,
bis aufs Messer gestritten und wieder versöhnt.
Wir lieben noch immer ohne Garantie -
langweilig war es mit dir noch nie.

Wir haben uns zusammengenommen
und sind an uns schon ein Stück weiter gekommen,
können uns noch aneinander reiben,
aufstacheln und nicht nur die Zeit vertreiben
und nach all den Jahren gibt es immer noch Sachen,
die will ich am liebsten nur mit dir machen.
Da bleibt keine Zeit für Nostalgie.
Langweilig war es mit dir noch nie.

Wo werden wir in 20 Jahren stehen,
wirst du mich noch hören, werde ich dich noch sehen?
Spielen wir uns noch den Ball zu, mit sicheren Pässen,
oder haben wir des anderen Namen vergessen?
Werden wir uns geblieben sein,
schläfst du immer noch friedlich neben mir ein
und ich brumme mit letzter Energie?
Langweilig war es mit dir noch nie.


06. Und nun wirst du 18
(Musik und Text: Maik Göpel)

Als ich dich das erste Mal sah, mein Kind,
das war Liebe auf den ersten Blick.
Ich stand an deinem Bett auf der Kinderstation,
dann musste ich zur Arbeit zurück.
Unsere Wohnung sollte doch fertig werden,
dann kamt ihr aus der Klinik raus,
da trug ich dich aus der Klinik, bedeutungsvoll,
ins richtige Leben hinaus.
Ich wurde unsicher, vieles konnte passieren,
so vieles war zu bedenken.
Ich gab dich schnell zurück in Mutters Arme,
um den Trabi nach Hause zu lenken.

Und nun wirst du 18 Jahre alt,
wo ist die Zeit nur geblieben,
würde  dich gern noch mal in ein Kissen hüllen
und in schöne Träume wiegen.

Das erste Jahr ging vorbei wie im Flug,
du schliefst viel, ich war viel auf Achse,
dann stellten wir dich in der Krippe vor,
das unser Liebling behütet aufwachse.
5 Uhr früh war die Nacht vorbei, das haben wir anerzogen.
Wir müssen doch Geldverdienen gehen,
haben wir uns in die Tasche gelogen.
Im Kindergarten wurde es noch enger,
na, da holt dich die Oma ab.
Die macht das doch gerne, gerne, ja immer,

die hat Zeit für dich, nicht zu knapp.

Und nun wirst du 18 Jahre alt,
meine Firma braucht mich nicht mehr
und ich hätte so viel Zeit für dich
und für deinen Teddybär.

Wir sind uns noch manchmal begegnet, mein Kind.
Du kamst aus der Schule, ich musste zur Schicht.
Du zeigtest mir deine guten Noten mit etwas Stolz im Gesicht.
Ich fragte kurz: Hast du dein Brot aufgegessen
und hat Frau Schäfer auch nicht schimpfen müssen?
Du antwortetest brav und gabst mir die Hand
und ließt dich zum Abschied noch von mir Küssen.
Später kamst du manchmal später heim als wir,
wir haben uns Sorgen gemacht.
Du hast abgewinkt und verständnislos unseren Kummer belacht.

Und nun wirst du 18 Jahre alt
ich hab heute Zeit für dich
und ich blas dir `nen  Schuhkarton Luftballons auf
und mache mich lächerlich.

Andererseits, so gestresste Eltern,
ehe du denen noch einmal nahst,
sollen die erst einmal mit sich selbst klar kommen,
besser, dass du die nicht zu oft sahst.

Und nun wirst du 18 Jahre alt,
ich liebe dich so sehr.
Ich würde dir gerne so vieles erklären,
doch du hast keine Fragen mehr.


07. Exil
(Musik und Text: Maik Göpel)

Die Kantinenfrau weiß, er nimmt zwei Stücken Zucker;
zu schnell abgestellt, der Kaffee schwappt ihm über.
Er flucht und schlürft ihn dann vom Tellerrand.
Die Kollegen schauen zu ihm rüber.
Die Kündigung steckt im Overall - zerknittert:
Bedauernd bleibt uns Ihnen mitzuteilen
Sie entsprechen nicht mehr der Vorstellung
der Betrieb schrumpft sich gesund
liest er deutlich
zwischen den Zeilen.

Exil im eignen Land
freier Einlass
rauer Wind
starke freie Hand
von deiner Kraft bleibt nur
der Geruch im leeren Spind

Am nächsten Morgen zieht er eine Nummer
und sucht ein freies Plätzchen an der Wand.
Der Gang verstellt mit Menschen – Akten – Ordnern -
Arbeitslosenamtsgesellschaftswartestand.
Eine Hand voll Formulare - Rätsel angekreuzt.
Ein Vermittler schaut ihm in die schlechten Karten.
Er erhält eine Stammnummer, einen Amtbesuchsausweis
und die Erlaubnis registriert weiter zu warten.

Exil im eignen Land
kreditunwürdig
unverschuldet
brach liegender Verstand:
Obwohl wir sie nicht brauchen
bleiben sie
geduldet.


08. Mir gehen die Haare aus
(Musik und Text: Maik Göpel)

Als kleinem Jungen hat man mir `nen Russenschnitt verpasst,
geschoren über den Schulhof gehen, wie hab ich das gehasst.
Musste man mir so eine Erniedrigung verpassen,
war kein gutes Haar an mir zu lassen?
Mit 18 klaubte ich schon manches Haar von meinem Kissen,
Vater tröstete: Das ist Regenerierung, musst du wissen,
hundert Haare täglich liegt Normalverlust auf der Matratze.
Skeptisch schaute ich auf seine volle Glatze.

Mir gehen die Haare aus,
ich trau mich kaum noch aus dem Haus,
mir gehen die Haare aus.

Dann, der Armee-Verfolgungswahn war kaum zu überbieten:
Tiefflieger, Stellung, Gasalarm - und all das für den Frieden?
Es tat weh unter der Gasmaske Haare zu verlieren,
Verluste sind hier eingeplant, kam es von den Offizieren.
Darauf ließ ich die Mähne wachsen, unumwogen,
da sah ich manchmal aus, wie an den Haaren herbei gezogen.
Seitdem les ich von Badewanne, Haarbürste und Fliesen,
tapfer meine Haartypexpertisen.

Mir gehen die Haare aus,
es sieht nach einer Katastrophe aus,
mir gehen die Haare aus.

Sehe ich mich heut im Spiegel, will ich mich nicht mehr kennen,
Geheimratsecken kann man das schon lange nicht mehr nennen.
Soll ich mich damit trösten, dass das die Hormone sind
und dass ich meinen Body deshalb hypermännlich find,
und das die Libido an den Mineralen zehrt?
Ich schiel zu meiner Frau, die lächelt ganz verstört.
Was immer das auch sagt, nicht, dass ich mich langweilig find,
andererseits unsere Tochter ist ein Einzelkind.

Mir gehen die Haare aus,
das löst bei mir eine Psychose aus,
mir gehen die Haare aus.


09. Musiker können nicht tanzen
(Musik und Text: Maik Göpel)

Schuster haben schlechte Schuhe,
Psychiater kommen nie zur Ruhe.
Tuchmacher machen nicht in Tücher,
Verleger verbummeln keine Bücher.
Lehrer haben verzogene Kinder,
Zootechniker montieren keine Rinder.
Finanzbeamte haben Probleme mit Finanzen
und Musiker können nicht tanzen.

Ich spür den Groove in mir, am Tage und bei Nacht,
ich habe manche vierundsechzigstel Pause durchdacht.
Ich könnte ewig in der Wanne „La paloma“ pfeifen,
ich will sogar zum Essen nach der Stimmgabel greifen.
Ich schlag euch wenn ihr wollt `nen Siebenachteltakt vor.
Wenn Not am Mann ist singe ich Falsett im Frauenchor.
Ich mach ´nen Flageolettton und halbe Noten aus Ganzen,
nur eines kann ich nicht, ich kann nicht tanzen.

Drucker drücken nicht gleich jeden,
auch Uhrmacher können sich verspäten.
Eismänner sind nicht kalt,
Altsängerinnen meist nicht alt.
Fotografen sind nicht von Adel,
Briefkastenleerer schreiben keinen Tadel.
Politiker haben kein Interesse an Bilanzen
und Musiker können nicht tanzen.

Ich singe vor mich hin von Neujahr bis Silvester,
ich habe schon getrommelt in einem Blasorchester.
Ich kenn’ Musiker die besoffen erstklassig trompeten,
die drei Zugaben bringen, manchmal völlig ungebeten.
Die würden selbst im Halbschlaf ihren Einsatz nicht verpennen,
die können transponieren und jeden Ton beim Namen nennen.
Die blasen dir den Marsch mit schrillsten Dissonanzen.
Nur eins können sie nicht, sie können nicht tanzen.

Optiker können nicht gut sehen,
Dreher müssen sich nicht drehen
Staatsmänner machen keinen Staat,
Moderatoren sind nicht moderat.
Arzthelferinnen haben Angst vor der Spritze,
Humoristen lachen niemals über Witze.
Diätköche haben einen dicken Ranzen
und Musiker können nicht tanzen.

Es macht mir Freude, jeden Tag mehrmals zu intonieren,
ich muss dem langweiligsten Bar-Musiker applaudieren.
Ich könnte euch die schwierigsten Vorzeichen deuten,
ich habe live gesungen vor zweitausend Leuten,
und aufmerksames Publikum stimuliert immens,
da treibe ich Akkordfolgen bis zur De-Kadenz.
Ich liebe Liebeslieder, Serenaden und Romanzen,
nur eines kann ich nicht, ich kann nicht tanzen.

Der Steinmetz beißt nicht auf Granit,
der Fußballtrainer trainiert nie mit.
Schlosser wohnen in normalen Häusern,
Kauffrauen kann man nicht veräußern.
Politessen leiden unter Einparkproblemen,
keiner verlangt von `nem Schamanen sich zu schämen.
Kammerjäger essen keine Flöhe und Wanzen
und Musiker können nicht tanzen.


10. Was soll schon sein
(Musik und Text: Maik Göpel)

Was soll schon sein, ich bin halt hier,
und irgendwie wird es schon  weitergehen mit mir.
Hab dir gesagt, was mir gefällt und was mich stört,
und weiß nicht recht ob’s Wert hat, dass es jemand hört,
so ein paar Weisheiten ausplaudern leicht vermessen,
leicht zu verstehen, leicht zu vergessen.

Bin nur ein Tropfen auf den heißen Stein,
trag ich den Kopf sehr hoch, dann trügt halt nur der Schein.
Es ist mir nicht genug ein Narr zu sein vor dir,
was soll`s, ich komm nun mal so leicht nicht los von mir.
Ich wüsste gerne, dass dir etwas von mir bleibt
Und weiß doch nur, dass mich die Zeit vertreibt.

11. Honecker-Lied

(Musik und Text: Maik Göpel)

Fünf Minuten nach der Pause traf die Nachricht wie ein Hieb:
Herr Honecker kommt morgen früh in unseren Betrieb.
Der Brigadier vergisst sein Grand Overt und brüllt mich an:
„Setz dich sofort ans Telefon und zitier’ die Maler ‘ran !
Alle Anderen zum Besenschrank !“, dort stammelt er besorgt:
„Unsern letzten Besen hab ich an den Zweigbetrieb verborgt.“

Plötzlich hat er die Idee: „Das geht sogar noch schneller,
wir blasen all den Dreck hier mit Pressluft in den Keller.
Was nicht weggeht,muss der Maler dann mit Farbe überdecken,
derweil werden wir die Ausschusskisten irgendwo verstecken.“
später sucht er ein paar Leute, die heut länger bleiben können,
die sollen über Nacht die frische Farbe trocken fönen.

Den Arbeitsschutzinspektor sieht man hektisch durch die Halle laufen,
er muss für die Aktivisten neue Arbeitskleidung kaufen.
Der Direktor gibt energisch über Lautsprecher bekannt,
warum wir so gerne arbeiten in diesem schönen Land.
Seine Sekretärin bastelt an der Wandzeitung umher
und macht aus 40 Jahren SED - 40 Jahre DDR.

An der Toilettentür hängt ein Schutzschild vor Blamage,
darauf steht: „Wir bauen um. Bei Notfall: WC Chefetage.“
Der verschwieg’ne Dreher kriegt ‘nen Korb voll Brötchen in die Hand,
dann bauen wir um seine Drehbank provisorisch eine Wand.
Als letztes wird Alfs Foto von der Werkbank weggenommen,
und dann seufzen wir zufrieden: „So, nun kann er kommen.“

Nur die Männer vom Betriebschor proben noch mit ernsten Mienen:
„Heil sei der Tag, an welchem du bei uns erschienen."

Am nächsten Morgen beim Rapport wird von ‘nem Blitztelex gesprochen:
Es war alles umsonst.
Er kommt erst in vier Wochen.


12. Inselsberg-Lied
(Musik und Text: Maik Göpel)

Verpaßten sie den Tag für den Sperrmüll,
oder kam wieder mal keine Müllabfuhr?
Ich habe den Ausweg für sie,
kehren sie zurück zur Natur.

Packen sie alles, was weg muß,
in ihren stinkenden Trabi  rein,
fahren sie linker Hand um den Inselsberg
von Brotterode Richtung Winterstein.

Sie brauchen nicht lange zu suchen,
es ist gar nicht zu übersehen,
wo die vielen roten Schilder
„Müll abladen verboten“ stehen.

Werden sie jetzt nicht verlegen,
sie sind nicht der Einz’ge, der kam
und, wie man sieht, nicht der Erste,
der dieses Schild als Einladung nahm.

Kippen sie rasch ihren Trabi aus,
nur keine Zeit verlieren,
die vielen fleißigen Eichhörnchen
werden das sicher alles sortieren.

Ja,am riechenden Fuße des Inselsbergs
da ist das bunteste Leben,
dort kann man gebildeten Wildschweinen
das ND von gestern abgeben.

Ich fand es schon immer zu langweilig,
dieses endlose Thüringer Grün,
jetzt beginnt endlich dieser lahme Wald
zivilisierter zu blüh´n.

Und wenn da mal einer vorbei fährt
und ihnen einen Vogel zeigt,
denken sie einfach an Goethe,
der gesagt hat,der Wald der schweigt.

Über allen Gipfeln ist Ruh’,
da spürst du bald nur noch den Rauch.
warte nur, warte nur, balde
ruhen wir auch.

„Lassen Sie sich auf mich ein" auf YouTube
zurück zu A-Z