Maik Göpel
Kinderlieder & Chansons
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Damals war's
Lieder aus der DDR
(Auswahl - Texte vor 1990)

01. Und du sagst, ich will mich drücken 02. Genosse M 03. Ich fühle mich ständig beobachtet 04. In mir schlägt eine Uhr 05. Spät verpflanzter Baum 06.Westbesuch 07. Wie war das, Vater 08. Der verschwiegene Dreher 09. Honecker-Lied 10. Inselsberg-Lied 11. Meine Weihnachtsgeschichte, Gans anders 12. Was soll schon sein


01. Und du sagst, ich will mich drücken
(Text & Musik: Maik Göpel)

Mein Weg ist steil und glatt
und wird Nebenwege haben
wie schnell kann man sich da verlaufen
Und manche Straße hat
links und rechts 'nen Wassergraben
da könnte ich sehr leicht ersaufen

Und du sagst, ich will mich drücken
ich hätte nicht das Recht
zu tun, als ob ich nicht mehr weiter könnte
Ich lief gut ohne Krücken
lüge außerdem zu schlecht
und wär' mit meiner Kraft noch nicht am Ende

Ich weiß, meine Rivalen
die werden mich überholen
die halbe Meute läuft schon spottend neben mir
Ich spüre meine Qualen,
rieche die versengten Sohlen
ich habe Hunger, ich verdurste und erfrier'

Und du sagst, ich will mich drücken...

Hinter Friedhofsmauern
lauern die Hyänen
die wollen mir den Kopf abbeißen
Ich bin zu bedauern
sie fletschen ihre Zähne
sie werden mich in Stücke reisen

Und du sagst, dass ich weiter könnte
ich lief gut ohne Krücken
lüge außerdem zu schlecht
Meine Kraft wär' nicht zu Ende
Du meinst, ich will mich drücken
Meinst du
Du hast recht


02. GENOSSE M
(Text & Musik: Maik Göpel)

hat zur Versammlung immer still gesessen
seinen Teller abgegessen
Konsummarken eingeklebt
bescheiden gelebt

Er hat täglich Gallentee geschluckt
nur selten ZDF geguckt
sich getröstet, dass er gut dasteht
und dass es vielen schlechter geht

Und jetzt steht er wieder in der Schlange
und weiß, es dauert nicht mehr lange
dann wird er wieder eingelullt:
Haben Sie Geduld

Daheim schlägt er die Fernsehzeitung auf
und denkt, er hat den falschen Sender drauf
Frau Unterlauf wird ihm zu alt
und in die war er mal verknallt

Er schüttet seinen guten Schnaps ins Klo
und denkt, verdunste anderswo
ich will nicht mehr im Nebel stehen
ich will, was ich will, sehen

Und der eingefleischte Atheist
glaubt, dass es eine gute Sache ist
wenn er sich’s malen wird mit eigner Hand
sein gelobtes Land

Und morgen wird er’s allen zeigen
allen, die sonst mit ihm schweigen
den jungen und den alten Zossen:
Da will ich mit Euch hin, Genossen


03. Ich fühle mich ständig beobachtet
(Text & Musik: Maik Göpel)

Ich sitze grad zum Mittag in ‘nem Restaurant
da schaut ein ält'rer Herr zu mir von einem Foto an der Wand
Mir tropft die Soße aufs Jackett, ich werde ungeschickt
mich macht’s nervös, wenn jemand stets auf meinen Teller blickt
Das Messer schneidet nicht, der Salat ist nicht grad frisch
dazu die hungrigen Blicke vom Nachbartisch
Da schnippt mir ein Pommes frites weg, rutscht die Brille aufs Kotelett
und ich fühle mich ständig beobachtet

Dann muss ich noch die Kleine holen aus der Krippe
und schon schlägt mir mein Verfolgungswahn die nächste Schnippe
Ich will dort glänzen als emanzipierter Mann
die lieben Tanten schauen skeptisch: Na, wie stellt der sich wohl an
Die Kleine scheint das glatt zu merken und grinst frech zu mir herauf
und bind ich ihr den linken Schuh zu, bindet sie den rechten auf
Dann will sie ihre Jacke nicht und macht sich steif wie ein Brett
und ich fühle mich ständig beobachtet

Am Stammtisch reißt Ernst Fröhlich seine schwachen Witze
Auf jeden Staatsmann weiß der Alte eine Spitze
Doch die meisten Pointen erkennt man nur daran
dass er sich vor Lachen kaum halten kann
Lach ich nicht mit, dann hält er mich doch für ein langes Ohr
oder er trägt den blöden Witz noch mal ganz langsam vor
weil er meint, dass ich ihn wieder nicht verstanden hätt’
und ich fühle mich ständig beobachtet

Wenn’s dunkel wird, dann zieh ich jeden Vorhang zu
ich will doch wenigstens zu Hause meine Ruh
Meine Frau fragt: Willst du wirklich noch den Krimi sehen
Ich hätte Lust, endlich  mal wieder früher schlafen zu gehen
Sie schaut verliebt zu mir, mit ihrer süßesten Miene
und ich denk - da steht doch jemand hinter der Gardine
Sehr gern stieg ich ein Stündchen mit zu ihr ins Bett
doch ich fühle mich ständig beobachtet


04. In mir schlägt eine Uhr
(Text & Musik: Maik Göpel)

Ich kann an keinem Alten vorübergehen
ohne in sein Gesicht zu sehen
Ich sehe die zitternden Falten als Zeugen
für viele Geschichten stehen

Warum sah ich den verlor’nen Groschen nicht
den er so mühsam aufhebt
Warum sitze ich so oft zwischen zwei Stühlen
Warum weiß er, wofür er noch lebt

In ihm schlägt eine Uhr
und die Zeit läuft gegen ihn
keine Stunde wird sie ihm ein zweites mal geben
Er weiß nicht, warum und wann sie stehen bleibt
er weiß nur, dann soll’s genug sein vom Leben

Ich kann an keinem Kind vorübergehen
ohne mich daran zu erfreuen
wie es immer wieder Neues entdeckt
Muss man dazu ein Kind sein

Warum soll ein bunter Stein mir nichts mehr geben
Warum verberg’ ich meine Launen
Fress’ allen Ärger in mich hinein
und kann nicht mehr mit großen Augen staunen

Jeder Tag bringt doch Neues, wenn ich es sehen will
Es gibt vieles zu suchen, viele Wege zu gehen
hundert Gerüche, tausende Bilder
zu riechen, zu schmecken, zu sehen verstehen

Eine Uhr schlägt in mir
und die Zeit läuft gegen mich
keine Stunde wird sie mir ein zweites mal geben
Ich weiß nicht, warum und wann sie stehen bleibt
ich weiß nur, dann soll’s genug sein vom Leben


05. Spät verpflanzter Baum
(Text & Musik: Maik Göpel)

Er hat den letzten Kaiser noch gesehen,
er sah die Braunen kommen und fliehen
‘49 fing er an, für ein neues Vaterland
tiefere Furchen zu ziehen

Er packte tüchtig zu und tat sich auch manchmal schwer
so viel Dreck aus der Erinnerung zu begraben
Ein Ziel gab ihm immer wieder neuen Mut
die Kinder sollen es mal besser haben

Jetzt wohnt er seit drei Monaten im Neubaublock
altengerecht, wohlverdient nach all der Zeit
Hier hat er alles, was er so zum Leben braucht
nur das Gefühl, gebraucht zu werden, fehlt ihm heut’

So spät verpflanzter Baum
mit verletzten Wurzeln und hängenden Zweigen
Ein Setzling trieb hier sicher sehr schnell aus
doch wird er noch einmal neue Blüten zeigen

Vielleicht wäre alles leichter, wenn seine Frau noch wär’
und wenn die Beine noch, so wie er’s wollte, liefen
dann säß' er heute sicher nicht so traurig hier
vor einem Schuhkarton mit alten Liebesbriefen

Nein, die Kinder haben ihn nicht vergessen
jeden Monat schauen sie für eine Kaffeezeit herein
Sie erzählen von ihren Sorgen an der Arbeit und zu Haus
und er sitzt dabei
allein

So spät verpflanzter Baum...


06. Westbesuch
(Text & Musik: Maik Göpel)

Euer Zug hatte Verspätung
Das tut mir schrecklich leid
na, so habt ihr gleich gemerkt
wo ihr hin gekommen seid

Kommt, wir fahren im kleinen Trabi
durch den Schlaglochspringverkehr
zu unserer kleinen Wohnung
in der kleinen DDR

Meine Frau kocht schon den Kaffee
der ist nicht so gut, wie eurer
die Verpackung nicht so bunt
und trotzdem so viel teurer

Was verdient ihr jetzt da drüben
habt ihr noch den alten Job
Da fällt mir ein: In Gotha
ist ein neuer Intershop

Dort fahren wir manchmal hin
und bleiben träumend stehen
um die Bonbons aus der Werbung
mal in Farbe anzusehen

Und wir sehen so gerne Bundestag
was man sich da zu sagen wagt
und dann wird trotzdem gemacht
was euer Bundeskanzler sagt

Ihr wart in Kenia auf Safari
Mitten in der Wildnis drin
Liebling, hast du das gehört
na, da kommen wir nicht hin

Unser Nachbar war im Frühjahr
auf Montage bei den Griechen
hat schöne Seife mitgebracht
und wir durften mal dran riechen

Wollt ihr auf Inselsberg-Safari
Ich zeig euch Menschenschlangen
die, weil das Klopapier knapp wird
fünf Rollen mehr als sonst verlangen

Was sind wir für arme Sünder
den Kopf mit Sorgen voll
Wir hörten, dass die Deliwurst
noch teurer werden soll

Kommt, lasst Euer Portemonnaie zu
versteht uns bitte recht
Wir sind doch keine Bettler
uns geht’s
doch hier
nicht schlecht


07. Wie war das, Vater
(Text & Musik: Maik Göpel)

Wie war das Vater, als du so jung warst, wie ich
tickte diese Unruhe auch in dir
hast du gefiebert in deine Zukunft zu sehen
waren deine Hoffnungen vernünftig oder Gier

Wie hast du deinen Weg ins Leben gefunden
standen die Ziele kalkuliert, wie sie es heute sind
nannte man dich mit 18 schon erwachsen
und fühltest du dich mit 20 wie ein Kind

Wie war das, Vater, als du so jung warst, wie ich
wie liefen die Flugversuche für dich

War meine Mutter deine einzige Frau
oder gabst du deine Treuesprüche gar nicht kleinlich
warteten auf dich sehr viele Chancen
und war es dir das erste Mal auch so peinlich

Gab es für dich, wenn die Angst im Nacken saß
einen Gott für dringende Fälle
der deinem Ego auf die Sprünge half
war er im richtigen Moment zur Stelle

Wie war das, Vater, als du so jung warst, wie ich
woher kam die Rettung für dich

Hat dich die Ruhe deines Vaters auch so oft genervt
wenn du mit dem Kopf durch Wände wolltest
und hast du diese Wände eingerannt
oder brav getan, was du solltest

Hast du die zerschlagenen Scheiben dann vor ihm versteckt
und gebangt, er darf sie ja nicht sehen
oder gestanden, in der stillen Zuversicht
er wird trotzdem zu mir stehen

Wie war das, Vater, als du so jung warst, wie ich
wie war der erste Schiffbruch für dich

Hast du nicht manchmal Verständnis erhofft
und dich dann wie ein Fremder gefühlt
wenn er sprach, du hast die Füße unter meinem Tisch
hier wird nach meinen Regeln gespielt

Waren die erhobenen Zeigefinger und Anstandsregeln
für dich der blanke Hohn
und dachtest du im Stillen nur daran
das mach ich anders
bei meinem Sohn


08. Der verschwiegene Dreher
(Text & Musik: Maik Göpel)

Es war einmal ein Dreher an ‘ner schrottreifen Maschine
der hat sich abgeschunden mit verbissen guter Miene
Immer in der Hoffnung, wenn er seine Klappe hält
wird er eines Tag’s an eine neue Maschine gestellt

Bei der Plan-Diskussion hat er Diskussion vermieden
wenn der Meister fantasierte, den Plan zu überbieten
Das gerade so zu schaffen, war für ihn nicht leicht
nur mit  jedem zweiten Samstag hat er’s irgendwie erreicht
immer in der Hoffnung, wenn er seine Klappe hält
wird er eines Tag’s an eine neue Maschine gestellt

Dann kam der Direktor und sprach: “Wenn wir SIE nicht hätten
Sie packen’s noch ‘ne Weile, darauf möcht' ich wetten
Und der brave Dreher hat nur stumm genickt
Dafür wurde ihm ‘ne dicke Sonderprämie zugeschickt

Da kam er doch in’s Grübeln: Die verschleudern hier das Bare
für Überstunden, Prämien und das Reparieren all die Jahre
Er rechnet das zusammen, bis er fassungslos erbleicht
das hätte für ‘ne neue Drehbank lange ausgereicht

Doch wenn er nicht gestorben ist und immer noch nicht spricht
macht er an der alten Drehbank jetzt gerade eine Sonderschicht


09. Honecker-Lied
(Musik und Text: Maik Göpel)

Fünf Minuten nach der Pause traf die Nachricht wie ein Hieb:
Herr Honecker kommt morgen früh in unseren Betrieb.
Der Brigadier vergisst sein Grand Overt und brüllt mich an:
„Setz dich sofort ans Telefon und zitier’ die Maler ‘ran !
Alle Anderen zum Besenschrank !“, dort stammelt er besorgt:
„Unsern letzten Besen hab ich an den Zweigbetrieb verborgt.“

Plötzlich hat er die Idee: „Das geht sogar noch schneller,
wir blasen all den Dreck hier mit Pressluft in den Keller.
Was nicht weggeht, muss der Maler dann mit Farbe überdecken,
derweil werden wir die Ausschusskisten irgendwo verstecken.“
später sucht er ein paar Leute, die heut länger bleiben können,
die sollen über Nacht die frische Farbe trocken föhnen.

Den Arbeitsschutzinspektor sieht man hektisch durch die Halle laufen,
er muss für die Aktivisten neue Arbeitskleidung kaufen.
Der Direktor gibt energisch über Lautsprecher bekannt,
warum wir so gerne arbeiten in diesem schönen Land.
Seine Sekretärin bastelt an der Wandzeitung umher
und macht aus 40 Jahren SED - 40 Jahre DDR.

An der Toilettentür hängt ein Schutzschild vor Blamage,
darauf steht: „Wir bauen um. Bei Notfall: WC Chefetage.“
Der verschwieg’ne Dreher kriegt ‘nen Korb voll Brötchen in die Hand,
dann bauen wir um seine Drehbank provisorisch eine Wand.
Als letztes wird Alfs Foto von der Werkbank weggenommen,
und dann seufzen wir zufrieden: „So, nun kann er kommen.“

Nur die Männer vom Betriebschor proben noch mit ernsten Mienen:
„Heil sei der Tag, an welchem du bei uns erschienen."

Am nächsten Morgen beim Rapport wird von ‘nem Blitztelex gesprochen:
Es war alles umsonst.
Er kommt erst in vier Wochen.


10. Inselsberg-Lied
(Musik und Text: Maik Göpel)

Verpassten sie den Tag für den Sperrmüll,
oder kam wieder mal keine Müllabfuhr?
Ich habe den Ausweg für sie,
kehren sie zurück zur Natur.

Packen sie alles, was weg muss,
in ihren stinkenden Trabi  rein,
fahren sie linker Hand um den Inselsberg
von Brotterode Richtung Winterstein.

Sie brauchen nicht lange zu suchen,
es ist gar nicht zu übersehen,
wo die vielen roten Schilder
„Müll abladen verboten“ stehen.

Werden sie jetzt nicht verlegen,
sie sind nicht der Einz’ge, der kam
und, wie man sieht, nicht der Erste,
der dieses Schild als Einladung nahm.

Kippen sie rasch ihren Trabi aus,
nur keine Zeit verlieren,
die vielen fleißigen Eichhörnchen
werden das sicher alles sortieren.

Ja, am riechenden Fuße des Inselsbergs
da ist das bunteste Leben,
dort kann man gebildeten Wildschweinen
das ND von gestern abgeben.

Ich fand es schon immer zu langweilig,
dieses endlose Thüringer Grün,
jetzt beginnt endlich dieser lahme Wald
zivilisierter zu blüh´n.

Und wenn da mal einer vorbei fährt
und ihnen einen Vogel zeigt,
denken sie einfach an Goethe,
der gesagt hat, der Wald der schweigt.

Über allen Gipfeln ist Ruh’,
da spürst du bald nur noch den Rauch.
warte nur, warte nur, balde
ruhen wir auch.


11. Meine Weihnachtsgeschichte - Gans anders
(Text: Maik Göpel)

Man muss ja nicht immer Lieder schreiben. Also wollte ich meine Frau diesmal mit einem selbst gemachten Weihnachtsessen überraschen. Inzwischen weiß ich, warum man das auch „ein Essen anrichten“ nennt.

Fangen wir mit dem Einfachsten an. Rohe Klöße auftauen und aufkochen lassen ist kein Problem. Man sollte vorher wissen, dass sich das Volumen der Klöße beim Kochen vergrößert. Beachtet man das nicht, läuft das Kochwasser über, die Klöße sind nicht mehr vollständig mit Wasser bedeckt, liegen schwer auf dem Topfboden und hängen dort an. Wenn man die Kochzeit nicht sehr überzieht, ist das aber kein unlösbares Problem.

Eine ganze Gans passt niemals in unsere Pfanne, also kaufte ich in weiser Vorahnung ein Kaninchen. So ein Kaninchenbraten kann ein Gedicht werden, auch wenn die Frau des Hauses das nie zugeben würde. Einzige Schwierigkeiten sind das Zerteilen des Tieres und das Feuchthalten während des Bratvorganges. Als Ehemann einer OP-Schwester bin ich mit diversen Doktorspielen vertraut, trotzdem waren die chirurgischen Eingriffe eine Herausforderung. Am Ende hatte mein Patient sieben Extremitäten unterschiedlicher Größe. Einige davon nannte ich „Flügel“, an einen Hasen erinnerten sie nicht mehr. Allen Umweltschützern zum Trost, auch sämtliche Rippenbrüche entstanden „post mortem“, quasi sogar „post auftauen“. Beim Aufgießen während des Bratvorganges muss man sehr vorsichtig sein. Bei jedem Öffnen der Bratröhre bekommt man einen Teil des Bratdunstes ins Gesicht. Das ist brillebeschlagend und schmerzhaft.

Die weit schwierigere Aufgabe allerdings ist das Zubereiten des Salates. Man soll nicht hungrig einkaufen gehen, sonst kauft man vielleicht den größten Rotkohlkopf der Stadt. Zu Hause muss man  dann feststellen, dass dieser nicht in den Mixer passt. Zugegeben, ein wesentlich kleinerer Kopf hätte auch nicht gepasst. Also versuchte ich mixerpassende Stücke zu schneiden. Obwohl ich dies angestrengt tat, wollte der Mixer, oder wie auch immer man dieses Gerät tituliert, die Rotkohlteile nicht so zerkleinern, wie mir das in der Fernsehwerbung meiner Kindheit immer „Sssst-Sssst“ vorgegaukelt wurde. Während ein Teil des Krautes schon fast zu Brei geschlagen war, befanden sich dazwischen immer noch ganze und halbe Kohlblätter. Dafür wusste ich keine Lösung. Also beschloss ich, meiner Frau zu erklären, dass ich den Salat so am liebsten habe. Als die Schüssel, in die der ganze Kohlkopf locker passte, voll gehäckselten Krautes war, hatte ich noch nicht einmal die Hälfte des Kohlkopfes bearbeitet. Und die Kücheneinrichtung hatte auch schon einiges abbekommen. Eine üble Laune der Natur, eine Schweinerei. Besonders anstrengend ist es, dabei cool zu lächeln, wenn man merkt, dass man durch den Spalt der Küchentür beobachtet wird. Nun mit den roten Händen gefühlvoll würzen. Nicht zu viel Salz! Oder danach etwas mehr Zucker.

Man kann auch fertiges Rotkraut im Glas kaufen, dann trocknet der Hase nicht so sehr aus. Sollte sich am Ende kein Bratenfond gebildet haben: Fertige Soßen gibt es auch im Handel, besser vorher besorgen.
Der Rotkrautsalat hätte bis Ostern gereicht. Aber am zweiten Feiertag sagte meine Frau gönnerhaft: „Da haben die Hühner eben auch mal Weihnachten.“
Ich war beleidigt.


12. Was soll schon sein
(Musik und Text: Maik Göpel)

Was soll schon sein, ich bin halt hier,
und irgendwie wird es schon  weitergehen mit mir.
Hab dir gesagt, was mir gefällt und was mich stört,
und weiß nicht recht ob’s Wert hat, dass es jemand hört,
so ein paar Weisheiten ausplaudern leicht vermessen,
leicht zu verstehen, leicht zu vergessen.

Bin nur ein Tropfen auf den heißen Stein,
trag ich den Kopf sehr hoch, dann trügt halt nur der Schein.
Es ist mir nicht genug ein Narr zu sein vor dir,
was soll`s, ich komm nun mal so leicht nicht los von mir.
Ich wüsste gerne, dass dir etwas von mir bleibt
Und weiß doch nur, dass mich die Zeit vertreibt.

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