Lebenserwartung
(2016)
01. Augenblick 02. In meinem Kopf ist ein verwilderter Garten 04. Aber manchmal 05. Schneckenfreund 06. Zwei Seelen 07. Am Tresen 09. Das gehört alles zur Reise 10. Gundi 11. Back in L. 12. Musiker können nicht tanzen 13. Was soll schon sein
01. Augenblick
(Text & Musik: Maik Göpel)
Sterne leuchten und Satelliten fliegen
und ich darf einfach so darunter liegen,
als winziger Punkt, wer könnte mich sehen?
Belanglos verfliegt jedes große Problem.
Schau mit mir in den Himmel, vielleicht haben wir Glück
und irgendwo trifft sich unser Augenblick.
Zwei Gramm Sternenstaub können schon reichen
für einen Moment ohnegleichen.
Eine Sternschnuppe Zeit, kann uns gar nichts geschehen.
Solange wir staunen, bleibt die Welt für uns stehen.
Keiner weiß vorher, wann es geschieht,
wie nah sie uns kommt, bevor sie verglüht.
Ein Zufall
vielleicht
wird es so
nie mehr,
schwindet die Hoffnung
auf Wiederkehr,
verlieren wir uns,
vergessen
uns zu vermissen;
doch von jenem Augenblick werden wir immer wissen.
02. In meinem Kopf ist ein verwilderter Garten
(Musik und Text: Maik Göpel)
In meinem Kopf
ist ein verwilderter Garten,
in dem verworrene Eigenarten
auf Entdeckung warten.
Gehst du flüchtig vorbei,
wirst du es nicht sehen;
es ist nicht offenbar,
das Werden und Vergehen.
Das Tor ist angerostet
und leidlich ausgebleicht,
doch wenn man daran rüttelt,
bewegt es sich vielleicht.
Üppige Gewächse,
Knöterich und Quitten,
Heckenrosen, weitverzweigt,
und lang nicht mehr beschnitten.
Hier sah`s mal kultivierter aus,
das lässt sich kaum erahnen,
mancher Weg verläuft sich hier
in sonderbaren Bahnen.
Disteln und verkalkte Kiesel
säumen die Arkade;
Die Sonne scheint so schräg hindurch,
als wär`s schon wieder gerade.
Und wer legt fest, was Unkraut ist?
Und was ist mundgerecht?
Die Amsel wühlt im Pferdemist
und singt dafür nicht schlecht.
Die morsche Bank Erinnerung,
an die, die sich hier trafen,
der frühe Vogel hat hier schon
gelegentlich verschlafen.
Im Kirschbaum ist ein wirrer Rest
von einem Nest geblieben,
diese Zuflucht werden nur bizarre Vögel lieben.
Ein merkwürdig sortiertes Chaos
Knospen, Früchte, Spreu;
manchmal vergess ich mich darin,
manchmal
erfinde ich
mich neu.
04. Aber manchmal
(Musik und Text: Maik Göpel)
Die aufgetakelte Bäckersfrau,
ich spür, dass sie mich nicht mag,
hält mir ungeduldig die Tüte hin,
wünscht mir einen schönen Tag.
Wess‘ Brot sie verkauft, dess‘ Lied sie singt?
Ihr kann ich das verzeih‘n.
Mir nicht – Die Gedanken sind frei,
aber manchmal möcht ich laut schrei’n.
Ich zucke ertappt zusammen,
als der Nachbar mich erspäht.
Seine Hecke ist kantig geschnitten,
der Rasen sauber gemäht.
Er nickt mir gnädig zu,
ich erahn seinen heiligen Schein
und grüße freundlich zurück,
aber manchmal…
Wahlkampf unter gesponsertem Schirm,
mit Kanonen schießen auf Spatzen,
Luftballons verteilen,
die dann wieder zerplatzen.
Freibier und Bratwurst und Senf,
darf es noch etwas mehr sein?
Eigentlich bin ich satt,
aber manchmal…
Ich gehe nicht im Gleichschritt,
höchstens mal im Takt.
Mir passt keine Uniform,
da fühle ich mich nackt.
Auf Orden und Ehrenzeichen
falle ich nicht mehr rein.
Ich schaue sprachlos zu,
aber manchmal…
Schenkelklopfender Frohsinn,
die vollen Gläser funkeln,
als die Party am fröhlichsten wird,
ist mir immer noch nicht nach schunkeln.
Und ich soll einen Witz erzählen
und mir fällt wieder keiner ein
und ich lalle: Na dann prost!
aber manchmal ...
Ich bin immer höflich und nett
und ich scheine
wohl
erzogen.
Und ich habe höchstens mal selbstlos
aus Rücksicht gelogen.
Man klopft mir auf die Schulter,
ich fühle mich winzig klein.
Man flüstert mir zu: Weiter so!
Aber manchmal möcht ich laut schrei’n!
05. Schneckenfreund
(Musik und Text: Maik Göpel)
Ich bin Liedermaik, der Liebe, das wissen alle Kinder.
Ich bin gut zu meiner Katze und zu meinem Hund nicht minder.
Singe ich von schlauen Eseln, Schafen, Hummeln, Feld und Flur,
kann es jede Mutti spüren: Ich liebe die Natur.
Geh ich durch den Wald, muss ich mit den Bäumen reden,
ich versuche dabei, nie auf eine Ameise zu treten.
Droht ein Käfer zu ertrinken, muss ich was dagegen tun,
und mein Frühstücksei stammt von einem glücklichen Huhn.
Spanferkel und Lamm-Kotelett esse ich nicht gerne,
im Winter kauf ich für die Meisen Sonnenblumenkerne.
Manchmal rette ich Spinnen vor hysterischen Frau’n,
vor der Laichzeit repariere ich den Krötenzaun.
Ich habe hagere Hofhunde losgekettet
und eine Weinbergschnecke aus der Salatschleuder gerettet.
Ja, ich geb es zu, ich bin ein Schneckenfreund,
ich bin einer, der es gut mit Tieren meint,
ich bin Liedermaik der Liebe, absolut gewaltimmun,
ich könnte keiner Fliege was zu Leide tun.
Wunder des Lebens, ich strahle, als ich sie entdecke,
in meiner Lieblingsblume weidet eine Kapuzinerschnecke.
Niedlich, was für ein Geschenk, wenn man sie so friedlich sieht,
inspiriert das doch sofort zu einem neuen Kinderlied.
Mach sie tot, keift meine Nachbarin, nur nicht lange warten,
sonst wirst du die nie mehr los, die ruinieren dir den Garten.
Doch ich pflücke sie bedächtig, langsam, dass es jeder sieht
und fahr sie vorsichtig in ein Naturschutzgebiet.
Ja, ich geb es zu, ich bin ein Schneckenfreund,
ich bin einer, der es gut mit Tieren meint,
ich bin Liedermaik der Liebe, absolut gewaltimmun,
ich könnte keiner Fliege was zu Leide tun.
Am nächsten Tag sehe ich die nächste Schnecke Blätter kau`n,
behutsam, lautlos, unbemerkt, werf ich sie über den Zaun
und zieh zur Sicherheit einen kleinen Schützengraben,
mit einer Bierfalle, wenn schon, soll sie ein schönes Ende haben.
Das Bier wirkt - wie die Werbung für den Sommerschlussverkauf,
scharenweise tauchen trunksüchtige Schnecken bei mir auf.
Es spricht sich bei Schneckens rum: Garten 4 gibt eine Fete.
Reihenweise torkeln Nacktschnecken berauscht über die Beete
und prosten mir zu: „Hallo Schneckenfreund,
ja, du bist einer, der es gut mit Tieren meint!"
Ich bin Liedermaik der Liebe, absolut gewaltimmun,
ich könnte keiner Fliege was zu Leide tun.
Es ist wie „Der süße Brei“ oder „Das Jüngste Gericht“,
also vor dem Mauerfall gab es so was bei uns nicht.
Ich googel heimlich: „Hilfe bei Schneckenplage“,
doch Glasscherben und Sägemehl machen mich nicht zum Herrn der Lage.
Einziger Effekt, ich kann im Garten nicht mehr barfuß laufen,
jetzt hilft nur noch OBI. Ja - ich gehe Schneckenlinsen kaufen.
Nein – lieber nicht, wenn mich dabei jemand sieht,
der glaubt mir doch nie mehr den Refrain von meinem Lied:
…ich bin ein Schneckenfreund,
Ich bin einer, der es gut mit Tieren meint,
ich bin Liedermaik der Liebe, absolut gewaltimmun,
ich könnte keiner Fliege was zu Leide tun.
Mir platzt der Schneckenkragen, wie bring ich sie zum Flüchten?
Ich belese mich im Laufkäfer und Nematoden züchten.
Indische Laufenten sind auch so ein guter Rat,
die bekacken die Terrasse und fressen den Salat.
Salz auf Schnecken streuen erntet Tierschützerkritik,
also besser kurz und schmerzlos - ich brech ihnen das Genick.
Nach Sonnenuntergang hört man mich zum Angriff blasen,
ich kriech mit Grubenlampe, Zange und Skalpell über den Rasen.
Ich hab das auch bei Tag probiert, doch das hat nicht viel Zweck,
mit dem ersten Sonnenstrahl, husch, sind sie weg.
Ja, ich geb es zu, mmmmmmm…
Ich besprühe alle Pflanzen heimtückisch mit Koffein,
manchmal schrecke ich kurz auf, vor meinen Horrorphantasien.
Ach, ich könnte sie verbrühen, diese Seelenlosen,
90 Jahre nach Versailles werde ich zum Franzosen.
Das Schleimen macht mich nicht mehr weich, ich lasse sie ersaufen,
ich zertrete sie, ich werd mir extra Springerstiefel kaufen,
ich werde Heckenscheren in ihre Rücken spicken
und sie in Plastiktüten in der Mülltonne ersticken….
Ist das alles in mir drin? ich weiß nicht, wie mir geschieht:
Vielleicht schreib ich lieber doch ein Igel-Kinder-Lied.
06. Zwei Seelen
(Musik und Text: Maik Göpel)
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
die eine will sich von der anderen nicht trennen;
beide voll Liebe und besonderer Lust,
die eine wollte lang die andere kaum kennen.
Zwischen allen Stühlen,
hin und her gezogen,
erfind` ich meinen Platz,
phantastisch
ungelogen.
Ich liebe eine Frau,
ich liebe einen Mann,
ungestüm
verletzlich,
so arglos ich kann.
Bin der Junge im karierten Hemd,
wenn alle Anzug tragen;
pikierte Blicke schlagen
nur noch selten auf den Magen.
Ich dachte oft: Das geht nicht gut.
Naja, es geht nicht schlecht;
ich wähne mich doppelt beseelt,
zwei Spiegel geben mir Recht.
07. Am Tresen
(Musik und Text: Maik Göpel)
Ihre fahle Haut hat kaum Sonne gesehen,
seit sie vierzehn war, hat sie am Tresen zu stehen.
Sechs Tage die Woche, fünfzig Wochen im Jahr,
jeder kann sich erinnern, dass sie schon immer hier war.
Das Haar ist jetzt weiß und nicht mehr so dicht,
`ne widerspenstige Strähne, fällt ihr noch ins Gesicht.
Doch was draußen passiert,
wer gewinnt, wer verliert –
ihr egal. Sie steht hier, sie zapft Bier.
Man will sich bei ihr wärmen, manche kommen ins Schwitzen;
Bonzen, Bettler, Proleten, sie hat alle hier sitzen,
die ohnmächtig versuchen eine Nacht zu entfliehen,
mit dem nächsten Glas noch einen Schlussstrich zu ziehen;
manche wünschen sich nur einen Streit zu verpassen,
manche wollen sich hier endlich finden lassen.
Doch was draußen passiert, …
Riecht es nach Ärger, dann ist sie hellwach,
ein Kerl wie ein Schrank gibt kleinlaut nach.
Manchmal ist sie Dompteuse im Männer-Zoo,
manchmal Detektiv gegen den Schmierfink im Klo.
Bevor`s dicke Luft gibt, schafft sie Durchzug im Haus.
Hier liegt alles nah beisammen, Fruchtkondom und Leichenschmaus.
Doch was draußen passiert, …
Die verqualmte Tapete und die Bohnerkeule
stehen für ihren Husten und so manche Beule.
Die Hand auf dem Hahn hat sie krumm gemacht,
und das volle Tablett spürt sie noch in der Nacht;
von Schmerzen im Rücken und dem Wärmekissen
und dem bitteren Tee muss die Kundschaft nichts wissen.
Doch was draußen passiert, …
Wie es auch kommt, sie hat`s kommen sehen,
sie wischt kurz den Schaum weg, dann wird es schon gehen.
Seelsorge, Sandbank, Gerüchteküche,
zotige Witze und dumme Sprüche;
was sie hört, muss sie nicht weiter interessieren,
dabei kann sie die Gläser für morgen polieren.
Doch was draußen passiert, …
Da will Einer nicht heim, so ein hagerer Tropf,
dem fällt grad sein Leben genau auf den Kopf.
Bis sie den letzten Stuhl hoch hat, darf er noch bleiben,
noch zwei Taschenrutscher, und noch mal anschreiben;
ab Dreißigsten zählt er eh wieder zum Inventar.
Sie müsste mal renovieren.
Ja, vielleicht
nächstes Jahr.
09. Das gehört alles zur Reise
(Musik und Text: Maik Göpel)
Ein Fensterplatz
oder Schadenersatz,
den Anschluss verpassen,
den Zugführer hassen,
ausgefahrene Gleise,
das gehört alles zur Reise.
Ein Glas auf die Sorgen,
Kopfschmerz am Morgen,
sich wieder besinnen,
Kakerlaken und Spinnen,
buchstabieren, wie ich heiße,
das gehört alles zur Reise.
Liegestuhl, Sonnenbrille,
ohrenberauschende Stille,
eindösen, aufschrecken,
Sonnenbrand, blaue Flecken,
lärmende Kinder und Greise,
das gehört alles zur Reise.
Reifenpanne und Regen,
die Route verlegen,
über den Berg,
sich fühlen wie ein Zwerg,
stillschweigen, weise,
das gehört alles zur Reise.
10. Gundi
(Musik und Text: Maik Göpel)
Gundi, zu deiner Beerdigung konnte ich heute nicht kommen,
ich hatte `nen schönen Termin, Deutschlandradio Berlin,
ach, hätte ich dir`s noch erzählt, du hättest Anteil genommen.
Hättest dich einfach gefreut für mich, selbstverständlich ist so was nicht,
neidlos ehrliches Mitgefühl heute noch zu bekommen.
Und jetzt lauf ich hier über den Marktplatz, der ist gerappelt voll,
Stimmen, Geräusche, Gerüche nach Blumen, Toilette und Küche,
feilschen um ein paar Cent, lauthals, doch ohne Groll.
Wodka und Hochlandkaffee, Jasmin, Olivenbrot, Tee,
ein Akkordeon weint, ich weiß, du fändest es toll.
Hier scheint alles, wie immer, kann ewig so weiter gehen.
Ich bin total aufgewühlt, du hättest mit mir gefühlt,
ein quietschendes Karussell fängt wieder an sich zu drehen.
Ein Tag zum Verlieben, neue Pläne zu schmieden,
ein Straßenköter beschnuppert mich im Vorübergehen.
Die Leute sind gut drauf, als gäb`s nichts zu versäumen.
Die Septembersonne
wärmt mich noch, eine Wonne.
Ein paar welke Blätter fallen lautlos von den Bäumen.
Die S-Bahn rattert vorbei,
übertönt kurz das Kindergeschrei.
Ich würde gerne mit dir vom nächsten Frühling träumen.
11. Back in L.
(Musik und Text: Maik Göpel)
Das Industriegebiet liegt brach, die Kirchturmuhr geht nach,
der Dreck an meinen Schuhen hat Gewicht.
Ein bitterer Nordost schmeckt nach Dauerfrost,
die Farbe des Schnees sag ich lieber nicht.
Bauernhof, glückliche Schweine, riesen Schlüpfer auf der Leine,
Treppenwitze, dickes Fell:
I am back in L.
Die alte Straße Menschenleer, doch ich vermute ein Gewehr,
getarnt durch Alpenveilchen und blitzblanke Scheiben.
Der Messias ist nicht erschienen. Hinter wackelnden Gardinen
will man undurchschaubar bleiben.
Trinkfest Pfarrer und Gemeinde, lebenslänglich vertraute Feinde,
Kümmerling und Staropramen-Hell:
I am back in L.
Lasche Fragen, wie`s mir geht; ihre Mitleidsmiene steht,
ich kann sagen, was ich will - sie wissen eh Bescheid
und nicken verstohlen
Gebetsmühlenparolen köcheln einen Sud aus Griesgram und Neid.
Vogelscheuchen, Herzattrappen, Haustürkränze, Scheuerlappen,
Rasenkantensteine und Gebell:
I am back in L.
Du glaubst, du hast’s geschafft? Es wird misstrauisch gegafft,
kannst im Leben noch so weite Kreise zieh`n;
man schaut skeptisch hinterher, die Herkunft klebt wie Teer,
hier bist du ewig der Tollpatsch mit den aufgeschürften Knien.
Am Friedhof tanzt der Sportverein, da will man nicht begraben sein,
Schwengelpumpe, Primel-sprieß-Duell:
I am back in L.
Ein paar alte Wegbegleiter,
seelenverwandte Streiter,
grüß ich gerne, zu euch lohnt die Wiederkehr.
Heimat ist kein Ort,
es treibt mich immer fort,
Heimat ist nur Liebe
und vielleicht das Meer…
12. Musiker können nicht tanzen
(Musik und Text: Maik Göpel)
Schuster haben schlechte Schuhe,
Psychiater kommen nie zur Ruhe.
Tuchmacher machen nicht in Tücher,
Verleger verbummeln keine Bücher.
Lehrer haben verzogene Kinder,
Zootechniker montieren keine Rinder.
Finanzbeamte haben Probleme mit Finanzen
und Musiker können nicht tanzen.
Ich spür den Groove in mir, am Tage und bei Nacht,
ich habe manche vierundsechzigstel Pause durchdacht.
Ich könnte ewig in der Wanne „La paloma“ pfeifen,
ich will sogar zum Essen nach der Stimmgabel greifen.
Ich schlag euch wenn ihr wollt `nen Siebenachteltakt vor.
Wenn Not am Mann ist singe ich Falsett im Frauenchor.
Ich mach ´nen Flageolettton und halbe Noten aus Ganzen,
nur eines kann ich nicht, ich kann nicht tanzen.
Drucker drücken nicht gleich jeden,
auch Uhrmacher können sich verspäten.
Eismänner sind nicht kalt,
Altsängerinnen meist nicht alt.
Fotografen sind nicht von Adel,
Briefkastenleerer schreiben keinen Tadel.
Politiker haben kein Interesse an Bilanzen
und Musiker können nicht tanzen.
Ich singe vor mich hin von Neujahr bis Silvester,
ich habe schon getrommelt in einem Blasorchester.
Ich kenn’ Musiker die besoffen erstklassig trompeten,
die drei Zugaben bringen, manchmal völlig ungebeten.
Die würden selbst im Halbschlaf ihren Einsatz nicht verpennen,
die können transponieren und jeden Ton beim Namen nennen.
Die blasen dir den Marsch mit schrillsten Dissonanzen.
Nur eins können sie nicht, sie können nicht tanzen.
Optiker können nicht gut sehen,
Dreher müssen sich nicht drehen
Staatsmänner machen keinen Staat,
Moderatoren sind nicht moderat.
Arzthelferinnen haben Angst vor der Spritze,
Humoristen lachen niemals über Witze.
Diätköche haben einen dicken Ranzen
und Musiker können nicht tanzen.
Es macht mir Freude, jeden Tag mehrmals zu intonieren,
ich muss dem langweiligsten Bar-Musiker applaudieren.
Ich könnte euch die schwierigsten Vorzeichen deuten,
ich habe live gesungen vor zweitausend Leuten,
und aufmerksames Publikum stimuliert immens,
da treibe ich Akkordfolgen bis zur De-Kadenz.
Ich liebe Liebeslieder, Serenaden und Romanzen,
nur eines kann ich nicht, ich kann nicht tanzen.
Der Steinmetz beißt nicht auf Granit,
der Fußballtrainer trainiert nie mit.
Schlosser wohnen in normalen Häusern,
Kauffrauen kann man nicht veräußern.
Politessen leiden unter Einparkproblemen,
keiner verlangt von `nem Schamanen sich zu schämen.
Kammerjäger essen keine Flöhe und Wanzen
und Musiker können nicht tanzen.
13. Was soll schon sein
(Musik und Text: Maik Göpel)
Was soll schon sein, ich bin halt hier,
und irgendwie wird es schon weitergehen mit mir.
Hab dir gesagt, was mir gefällt und was mich stört,
und weiß nicht recht ob’s Wert hat, dass es jemand hört,
so ein paar Weisheiten ausplaudern leicht vermessen,
leicht zu verstehen, leicht zu vergessen.
Bin nur ein Tropfen auf den heißen Stein,
trag ich den Kopf sehr hoch, dann trügt halt nur der Schein.
Es ist mir nicht genug ein Narr zu sein vor dir,
was soll`s, ich komm nun mal so leicht nicht los von mir.
Ich wüsste gerne, dass dir etwas von mir bleibt
Und weiß doch nur, dass mich die Zeit vertreibt.